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Ich im Netz

In den letzten Wochen denke ich oft über Privatsphäre und Datenschutz nach, vor allem im Kontext von sozialen Netzwerken. Ich habe meine Prinzipien, was das Teilen von privaten Informationen im Internet angeht, aber wie vermittle und erkläre ich diese anderen?

In diesem Zusammenhang steht eine schulische Arbeit von mir, die ich im Jahre 2011 für einen “Landeswettbewerbs Deutsche Sprache und Literatur” eingereicht habe. Das Thema lautete “Ich im Netz – Warum man sich im Internet öffentlich macht” und wurde auch mit einem Preis honoriert.

Da ich die Arbeit heutzutage immer noch relevant finde, möchte ich diese trotz wissenschaftlicher Mängel veröffentlichen.

Inhaltsverzeichnis

  • Datenschutz vs. Selbstdarstellung
  • Jugendliche im Netz
  • Gefahren und Probleme
  • Was kann ich dagegen tun?

Datenschutz vs. Selbstdarstellung

Paul hat gerade seine neusten Urlaubsfotos auf seine Profilseite hochgeladen. „Sarah gefällt das!“. Pauls Chef gefällt das auch. So kann er sehen, was sein bester Angestellter in den Betriebsferien getrieben hat, mit wem er seine Nächte verbracht hat, und wie er am Morgen danach ausgesehen hat. Außerdem möchte er natürlich wissen, ob er wirklich krank ist oder ob er sich heute einfach vor der Arbeit drückt.
Schon lange ist das Internet nicht mehr anonym. Jeder kann mit wenig Aufwand an jede mögliche Information kommen. In sozialen Netzwerken wird es als „Skandal“ definiert, in privaten Firmen spricht man von technischen Unfällen. Doch Datenschutz hin oder her, es interessiert kaum jemanden die Publikation seiner Daten. Was sind die Gründe, wieso sich Menschen im Internet sorglos publik machen?

Clevere Unternehmen befriedigen das Bedürfnis nach Bekanntheit und Aufmerksamkeit im Internet durch die Schaffung von „Social Networks“ und „Communities“. Dazu zählen in der digitalen Welt alle Formen, in denen man sich preisgeben kann oder in denen man mit Bekannten und Unbekannten kommunizieren kann. Diese Kontakte, „Friends“ oder „Buddys“ genannt, bestehen aus mehr oder weniger großen Profilen mit persönlichen Angaben. Der Schwerpunkt des digitalen Auftretens liegt hierbei in der Aktivität des Profils. Ob nun ein „Wiki“ wie das Enzyklopädie-Portal „Wikipedia“ oder ein Videoportal wie „Youtube“, es gilt, sich aktiv am Webangebot zu beteiligen. Das ist von den Anbietern erwünscht und beabsichtigt, durch wachsende Benutzerzahlen steigen Einkommen und Bekanntheit.

Soziale Netzwerke am Beispiel von Facebook

Mittlerweile fasst das berühmteste soziale Netzwerk „Facebook“ mehr als 500 Millionen Benutzer (Stand Juli 2010), das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl von Russland und den USA zusammen. Eine überwältigende Zahl und eine erschreckende Realität, denn Facebook ist zugleich die Heimat unzähliger Benutzerprofile, die alle möglichen Informationen über eine gesuchte Person beinhalten.
Von Geburtsdatum und Familienmitgliedern über Wohnort und Berufsstelle bis zu den persönlichen Interessen einer Person werden bei Aufruf der Seite aufgelistet. Dabei sind das alles eigene Angaben der Person und die Daten sind jedem „Freund“ der Person ersichtlich.
Selbst das „Freunde“-Werden ist ein einfaches Unternehmen. Ein Klick genügt, um der jeweiligen Person eine virtuelle Freundschaftseinladung zu senden, die meist ohne große Zweifel angenommen wird. Schließlich zählt auf dieser Seite die Anzahl der Freunde am meisten. Es ist ein stetiger Konkurrenzkampf um den eigenen Bekanntheitsgrad. Wer mehr „Freunde“ hat, beweist eine größere soziale Kompetenz und ist attraktiver und interessanter für die Mitmenschen.

MySpace & Co. – private Homepages

Über Seiten wie MySpace, eine Plattform, die rund um die persönliche Darstellung agiert, und Foren aller Art wird alles Mögliche veröffentlicht und oft ungehemmt über sexuelle Vorlieben und Drogenkonsum berichtet. Daher verwundert es nicht, dass selbst Arbeitgeber beispielsweise diese Informationsquellen nutzen, um ihre Angestellten zu beobachten und letztendlich zu kontrollieren. Schließlich ist Wissen über einen Menschen Macht über ihn. Das beweist z.B. ein Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“, in dem ein homosexueller Student aus einem katholischen College hinausgeworfen wurde, nachdem er sich im Internet geoutet hatte (Quelle: „Spiegel Special: Wir sind das Netz“ 03/2007, S.17).
Während „personenbezogene Daten“ wie IP, E-Mail-Adresse oder jegliche öffentliche Daten wie Name und Wohnort sich relativ besser verstecken lassen, so kann der Datenschutz hier nicht mehr greifen, denn hier ist von „sensitiven Daten“ die Rede. Beispiele dafür sind politische Meinung, ethnische Herkunft oder Sexualleben. Schließlich stellt der Nutzer selbst diese Daten der Welt zur Verfügung, und hat jede Freiheit dazu.

Youtube – das Fenster zur Weltbekanntheit

Zum Boom der sozialen Netzwerke und ihrer Beliebtheit gesellt sich die Geschäftsidee von Gründer Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim. Mit einem geschätztem Wert von knapp 5,5 Milliarden[1] ist das Videoportal am 4. Platz der meistbesuchten Seiten der Welt[2].
Auf der Plattform können die Nutzer Videos veröffentlichen, andere Nutzer können diese anschauen, bewerten und kommentieren. Selbst durch vielfältige Konkurrenz wie Clipfish.de oder MyVideo.de ist Youtube Marktführer auf diesem Gebiet.
Anders als man denken könnte ist Youtube keine chaotische Ansammlung von Kurzfilmen, sondern ein mächtiges Archiv für verschiedene Anlässe. So handeln z.b. deutsche Politiker mit eigenen Videos und verkünden über das Videoportal ihr politisches Programm. Die Werbeindustrie nutzt das Angebot für Trailer von Filmen oder Musik, wo es auf jeden Fall von vielen Millionen Menschen gesehen wird. Jedes Video speichert auch mit, wie oft es angesehen wurde (sog. „Views“), die beliebtesten Videos werden meist über 10 Millionen Mal angeschaut.
Youtube selbst verlangt nicht nach persönlichen Daten, doch durch die Möglichkeit eigene Videos hochzuladen, verfilmen viele Nutzer sich selbst und veröffentlichen so genug Informationen über sich. Hier endet auch das anonyme Ich im Netz, während der Kampf um „Views“ und Bekanntheit startet.
Die Frage stellt sich, wie man hier mit innovativen Sicherheitseinstellungen den Nutzer schützen soll, wenn er doch keinen Schutz möchte? Dieser Konflikt zwischen Sicherheit und persönlicher Freiheit des Einzelnen scheint auf keine Lösung zu stoßen.

[1] Quelle: bizinformation.org
[2] Quelle: alexa.com

Jugendliche im Netz

Selbstdarstellung im Netz gehört heute bei einem Großteil der Jugendlichen zum selbstverständlichen Medienhandeln. Das Internet bietet jungen Menschen eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich medial auszudrücken und zu präsentieren, mit Mitteln, die ich bereits genannt habe. Dennoch unterscheiden sich Motive und Vorgehensweise bei Jugendlichen, worauf ich nun näher eingehen werde.
Jugendliche suchen meist den Kontakt im Internet im Alter von 10 Jahren, wenn in ihrer Umgebung, ihrer Schule oder in ihrem Freundeskreis Internet ein aktuelles Thema wird. Es wird von Chats gesprochen, von lustigen Videos und interessanten Spiele-Seiten. Durch die plötzliche Wichtigkeit des Internets und des Druckes seitens der Freunde besteht der Drang dazu, online zu sein. Sobald die Grundlagen dafür von den Eltern zur Verfügung gestellt werden, kommt der Jugendliche in eine Phase der Frage nach sozialer Integration. Daher möchte er durch Veröffentlichung seiner Person auf sich aufmerksam machen. Er möchte mitreden, kommunizieren und zur Gruppe gehören, Akteur des Internetwesens sein. Das sind typische Merkmale der Pubertät und Folge einer Persönlichkeitsentwicklung.
Die Interessen liegen meist bei anderen Menschen, Schulkameraden und Sportfreunde. Schwerpunkt ist der Alltag. Alltagssituationen können sowohl interessant als auch witzig sein, also wert, mit anderen geteilt zu werden. Beweis dafür sind Fotos und Videos von gemeinsamen Aktivitäten wie ein Grillfest oder einen Schulausflug. Weiterhin sind nun die eigenen Gefühle, Werte und Zielsetzung entscheidend. Dafür bietet das Internet die Möglichkeit, eine Meinung über sich, sein Aussehen oder seinen Charakter zu bekommen. Das ist z.B. in Internetforen möglich, wenn man Kritik für verschickte Beiträge erfährt, oder durch die Bewertung von eigenen Fotos durch fremde Nutzer. Es ist die Frage nach Identität, was ein Jugendlicher sucht.
Online-Aktivitäten haben auch andere Ziele. Sie sind ein Statuswert, ein Abzeichen. Wie bereits beim Thema „Facebook“ angesprochen zählt die Anzahl der Freunde, die man online hat, selbst, wenn man sie nicht kennt. Die Anbindung an Freundschaften ist ein Impuls für die Preisgabe persönlicher Daten. Alles, was preisgegeben wird, bekommen Freund und Feind vor Augen, deren Interesse damit geweckt werden soll.
Weiterhin ist es oftmals ein Problem, dass Jugendliche den Unterschied zwischen öffentlich und privat nicht kennen. Für viele ist privat alles, was z.B. die Eltern nicht erfahren dürfen, dennoch werden diese Themen dann öffentlich im Internet angesprochen. Somit ist es auch nicht bewundernswert, dass viele persönliche Daten sorglos veröffentlicht werden.
Die unklaren Grenzen zwischen privat und öffentlich eröffnen ein virtuelles „Schlaraffenland“, in dem Jugendliche, von ihrer Anonymität überzeugt, alles von sich preisgeben, jedes Merkmal, jede Aktivität. Und wie man sich vorstellen kann, birgt dieses Verhalten einige Gefahren.

Gefahren und Probleme

Durch das Freistellen eigener Daten wie z.B. Urlaubsfotos erlaubt man Fremden, darauf zuzugreifen. Das kann unter Umständen dazu führen, dass diese die Daten verwenden, um eine Person zu demütigen und bloßzustellen. E-Mobbing ist weit verbreitet und ist durch die Größe und Vielfältigkeit des Internets effektiver als im echten Leben. So kann eine Person z.B. wegen seinen sexuellen Vorlieben, die er in einem Forum angibt, schwer sozial geschädigt werden, sowohl in der Nachbarschaft als auch auf dem Arbeitsplatz. Diese Art von Rufselbstmord war es z.B., die dem homosexuellen Studenten schließlich seinen Platz auf dem katholischen College gekostet hat.
Ein weiteres Beispiel für solch einen Fall passierte Ende Juli 2010 in den USA. Ein amerikanisches 11-jähriges Mädchen namens Jessica Slaughter wurde durch ihre Youtube-Videos berühmt, in denen sie über ihre Intelligenz und ihren Reizen sprach, die offensichtlich „von beleidigenden Gesten, wiederholten Gewalt-Drohungen und einer beiläufigen Diskussion über (angebliche) sexuelle Aktivitäten mit älteren Männern in ihrem Alter“ begleitet wurden[3]. Die Reaktion der Internetgemeinschaft waren verheerend. Anfängliche Veröffentlichungen ihrer sensiblen Daten führten zu Hassanrufe und Morddrohungen seitens Tausenden von Nutzern. Das letzte von ihr veröffentliche Video zeigt sie in Tränen und ihr Vater, der die Mobbingtäter warnt und in einer Wutrede mit der Polizei droht[4]. Die Familie wurde daraufhin auch vom Fernsehen eingeladen, und bekam einen Auftritt in einer Talkshow.
Die Freigabe eigener Daten ist nicht nur wegen der potenziellen Weiterverbreitung gefährdet. Damit verbunden ist auch die Gefahr vor Identitätsdiebstahl. Beispielsweise hat man bei vielen Internetdiensten wie E-Mail-Dienste, die einen Account benötigen, die Möglichkeit, das Kennwort durch Beantworten persönlicher Fragen zu ändern. Solche Fragen lauten dann z.B. „Wie heißt ihre erste Tochter?“ und lassen sich somit einfach beantworten, wenn die Antwort in einem Internetprofil angegeben ist. Weiterhin ist es ohnehin möglich, Kennwörter einfach zu erraten, wenn sie aus persönlichen Daten wie Name und Geburtsjahr (Bsp. „maxp1950“) bestehen. Dadurch lassen sich relativ einfach Identitäten klauen und Accounts stehlen, die dann für kriminelle Zwecke verwendet werden können.

[3] Quelle: http://www.pluspedia.de/index.php/Jessi_Slaughter
[4] http://www.youtube.com/watch?v=q-8yLB1KA9Y

Was kann ich dagegen tun?

Eine ständige Vorsicht ist gefragt. Wenn ich Daten, die auf meine Person zurückzuführen sind, angeben muss, dann müssen diese Daten gesichert werden. Viele soziale Netzwerke haben gut entwickelte Sicherheitsfunktionen und Einstellungen, mit denen man sich bei korrekter Nutzung vor Zugriff Fremder schützen kann. Außerdem sind Daten wie Fotos und Videos sehr kritisch zu betrachten, da sie sehr schnell und einfach zu veröffentlichen sind. Die Vermeidung ist von Datenschützern sehr empfohlen.
Selbst Fotos, die von anderen veröffentlicht werden, lassen sich entfernen. Meist reicht eine E-Mail an den Betreiber einer Seite, um diese entfernen zu lassen. Reicht das nicht, kann ein Anwalt zur Hilfe gerufen werden.
Die Hauptsache ist, dass folgendes verstanden wird: Keiner ist im Internet anonym. Und wie wir im echten Leben unsere Identität, unsere Telefonnummer und Adresse nur denen preisgeben, die wir kennen und vertrauen, so muss das auch im Internet sein. Leider ist die Mehrheit der Bevölkerung über dieses Thema nicht aufgeklärt und daher kommt es immer wieder zu Datenskandalen. Ein Problem ist, dass es sich oft überwiegend um Daten von minderjährigen Schülern handelt, die sich über ihr Handeln und die Konsequenzen oft nicht bewusst sind und den Online-Diensten die Schuld über den Datenverlust in die Schuhe schieben. Ein geeignetes Beispiel ist der Datenskandal von 2010, bei dem Millionen Benutzerprofile vom Internetportal SchülerVZ gesammelt wurden[5].
Meiner Meinung nach sollten vor allem Jugendliche mehr über Probleme und Gefahren sozialer Netzwerke erfahren, ob über die Schule oder privat. Die Nutzer sollten sensibilisiert werden, um bewusst zu handeln.

[5] Quelle: http://www.netzpolitik.org/2010/neues-datenleck-bei-schuelervz/

Quellen

Frankfurter Allgemeine Zeitung:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/selbstdarstellung-im-netz-ich-zeige-alles-von-mir-1512771.html

Klicksafe.de
https://www.klicksafe.de/themen/datenschutz/privatsphaere/datenschutz-broschuere-fuer-eltern-und-paedagogen/jugendliche-im-internet-die-neue-generation-sorglos/

Spiegel Online
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,731180,00.html

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